Milz (Splen, Lien): Aufbau und Erkrankungen (2024)

Von, Ärztin und Homöopathin

Dr. med. Manuela Mai

Dr. Manuela Mai studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Nach dem Studium sammelte sie klinische Erfahrung in der Gynäkologie, der Pathologie sowie der klinischen Pharmakologie. Sie interessiert sich besonders für die großen Zusammenhänge, die zu Krankheiten führen - auch abseits der Schulmedizin. Sie absolvierte Zusatzausbildungen in klassischer Homöopathie sowie Ohr- und Schädelakupunktur.

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Die Milz (Splen, Lien) führt ein Schattendasein unter den Organen. Obwohl sie ein Filterorgan des Blutsystems und ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems ist, zählt das kleine, kaffeebohnenförmige Organ im Oberbauch nicht zu den lebenswichtigen Organen. Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Wo liegt die Milz? Wie ist sie aufgebaut? Was sind wichtige Erkrankungen und Verletzungen des Organs?

Was ist die Milz?

Die Milz (Splen, Lien) ist das größte lymphatische Organ des menschlichen Körpers. Sie beherbergt ein Drittel des gesamten lymphatischen Gewebes. Im Gegensatz zu den Lymphknoten ist sie aber nicht in die Lymphbahn, sondern in den Blutkreislauf eingeschaltet.

Das kaffeebohnenförmige Organ ist circa dreizehn Zentimeter lang, acht Zentimeter breit und drei bis vier Zentimeter hoch. Im blutleeren Zustand wiegt es circa 160 Gramm.

Die Milz ist von einer dünnen, straffen, geflechtartigen Bindegewebskapsel umgeben. Von dieser Kapsel ziehen zahlreiche Gewebsbalken (Trabekel) in das Innere des Organs. So entsteht ein dreidimensionales Balkenwerk, welches das eigentliche Milzgewebe (Pulpa) umschließt.

Rote und weiße Pulpa

Die Schnittfläche einer frischen Milz zeigt ein ausgedehntes dunkelrotes Gewebe, die rote Pulpa.
In die rote Pulpa eingestreut findet sich die weiße Pulpa. Man kann diese als stecknadelkopfgroße, weiße Stippchen erkennen, die in der roten Pulpa verteilt sind.

Die rote Pulpa ist von zahlreichenSinusdurchsetzt, die wie kleine Risse aussehen. Sinus sind Bluträume, die der roten Pulpa ihre Farbe geben. Hier werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) abgebaut.

Die weiße Pulpa besteht aus lymphatischem Gewebe. Dieses breitet sich entlang der arteriellen Gefäße aus und bildet die sogenannten periarteriellen Lymphscheiden (PALS) sowie kugelförmige Lymphfollikel. Die weiße Pulpa macht etwa 15 Prozent des gesamten Organvolumens aus.

Milzarterie und -vene

Das Organ wird durch die Milzarterie (Arteria lienalis, Arteria splenica) mit Blut versorgt. Diese verzweigt sich in kleine und kleinste Blutgefäße, die das Blut durch das Gewebe leiten. Über feine venöse Gefäße, die sich schließlich zur Vena lienalis (Vena splenica) vereinen, fließt das Blut wieder aus dem Organ ab.

Der Milzhilus ist jene Stelle am Organ, an dem die Arteria lienalis ein- und die Vena lienalis austritt.

Nebenmilzen

Die meisten Menschen haben nur eine Milz. Ungefähr jeder fünfte Mensch hat zusätzlich noch eine weitere oder sogar mehrere. Sie werden akzessorische Milzen oder Nebenmilzen genannt und sind kleiner als das Hauptorgan.

Kein lebensnotwendiges Organ

So wichtig die Milz ist - lebensnotwendig ist sie nicht, vor allem nicht im Erwachsenenalter. Wenn sie operativ entfernt werden muss (Splenektomie), können ihre Aufgaben teilweise von anderen Körperorganen übernommen werden.

Ein solcher Eingriff ist zum Beispiel notwendig, wenn das Organ bei Verletzungen im Bauchraum einreißt oder vollständig reißt (Ruptur). Weil es so gut durchblutet ist, kann diese Ruptur zu einer lebensgefährlichen Blutung und Schock führen.

Einen Nachteil kann die Splenektomie aber haben: Die Betroffenen sind oft anfälliger für Infekte undBlutvergiftung (Sepsis) und haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit bestimmten Bakterien. Die Betroffenen erhalten daher vorbeugend Impfungen gegen Streptococcus pneumoniae (häufiger Erreger von Lungenentzündung), Haemophilus influenzae (verantwortlich für verschiedene Erkrankungen) und Meningokokken (Erreger von Hirnhautentzündung).

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Welche Funktion hat die Milz?

Mehr über die verschiedenen Funktionen des Organs wie Immunabwehr und Blutspeicherung lesen Sie im Beitrag Milzfunktion.

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Wo befindet sich die Milz?

Die Milz befindet sich im Bauchraum (Peritonealraum), genauer gesagt im hinteren Oberbauch. Ihre Längsachse verläuft ungefähr parallel zur zehnten Rippe. Ihre gerundete Fläche grenzt an das Zwerchfell. Der hintere Pol des kleinen Organs ist gegen die Wirbelsäule gerichtet.

In unmittelbarer Nachbarschaft finden sich der Magen und der Dickdarm. Beide Organe sind durch Bänder (Ligamente) mit der Milz und dem Zwerchfell verbunden.

Die genaue Lage des Organs hängt von der Atmung, der Körperlage, dem Füllungszustand benachbarter Organe und der Form des Brustkorbes ab.

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Welche Probleme kann die Milz verursachen?

Eine erkrankte Milz ist oft vergrößert (Splenomegalie) und dann unterhalb des linken Rippenbogens tastbar (im gesunden Zustand lässt sie sich nicht ertasten). Sie selbst und umgebendes Gewebe können druckschmerzhaft sein und so auf einen krankhaften Zustand hinweisen.

Wichtige Erkrankungen der Milz sind:

  • Milzschwellung (Splenomegalie): meist ausgelöst durch eine Infektion oder Leukämie. Sie kann sowohl Hypo- als auch Hypersplenismus zur Folge haben.
  • Milzstauung: durch Leberzirrhose oder Rechtsherzinsuffizienz ausgelöstes Blutstau im Organ
  • Entzündungen des Organs
  • Milzinfarkt: Gewebetod aufgrund eines Verschlusses der zuführenden Arterie (Arteria lienalis) oder ihrer Äste
  • Hyposplenie (Hyposplenisums): Unterfunktion des Organs; hat vor allem bei Kindern und Jugendlichen Auswirkungen auf das Immunsystem
  • Asplenie: fehlende Organfunktion – bei angeborenem oder erworbenen (Splenektomie) Fehlen des Organs oder Totalausfall des Organs (bei verschiedenen Erkrankungen)
  • Hypersplenismus: Überfunktion des Organs: gesteigerter Abbau von Blutzellen, meist verbunden mit einer Splenomegalie und einem Mangel an Blutzellen im Körper
  • Milzzysten: flüssigkeitsgefüllte Kapseln am oder im Organ
  • Milzabszess: eitergefüllter Hohlraum am oder im Organ
  • Milzruptur:Riss der Milz durch stumpfes Trauma (etwa nach einem Unfall). Er kann zu einer lebensbedrohlichen massiven Blutung in die Bauchhöhle führen.
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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Martina Feichter

Autor:

Milz (Splen, Lien): Aufbau und Erkrankungen (1)

Dr. med. Manuela Mai

Dr. Manuela Mai studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Nach dem Studium sammelte sie klinische Erfahrung in der Gynäkologie, der Pathologie sowie der klinischen Pharmakologie. Sie interessiert sich besonders für die großen Zusammenhänge, die zu Krankheiten führen - auch abseits der Schulmedizin. Sie absolvierte Zusatzausbildungen in klassischer Homöopathie sowie Ohr- und Schädelakupunktur.

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Quellen:

  • Aumüller, G. et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2020
  • Greten, H.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 13. Auflage, 2010
  • Schäffler, A. et Menche, N.: Biologie, Anatomie, Physiologie, Urban & Fischer Verlag, 9. Auflage, 2020
  • Sp*rnitz, U.M.: Anatomie und Physiologie, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2013
Milz (Splen, Lien): Aufbau und Erkrankungen (2024)

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